Difference between revisions of "Diskontinuierliches Morphem"
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− | Ein ähnliches Phänomen tritt in der [[Wortbildung]] auf, und zwar in der Form der [[Zirkumfixbildung]], etwa in Beispielen wie "Ge- | + | Ein ähnliches Phänomen tritt in der [[Wortbildung]] auf, und zwar in der Form der [[Zirkumfixbildung]], etwa in Beispielen wie "Ge-red-e", wo aus "red" das Substantiv durch gleichzeitiges Anfügen von Prä- und Suffix [[Ableitung|abgeleitet]] wird. Es stellt sich hier die Frage, ob es sich dabei ebenso klar um ein diskontinuierliches Morphem handelt wie in der Flexion (Simmler 1998: 86f., 496); es ist auch möglich, Präfix und Suffix in solchen Fällen als selbständige Morpheme aufzufassen, die nur in manchen Ableitungen gemeinsam benötigt werden, in anderen jedoch auch getrennt voneinander auftreten. Im gewählten Beispiel "Ge-red-e" kann man dem Präfix "Ge"- die gleiche grammatisch-semantische Funktion zuweisen, die sonst entweder nur durch das Präfix ("Geläuf") oder das Suffix ("Liege") verwirklicht wird. |
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+ | Simmler (1998: 86, 496) hält das Konzept des ''diskontinuierlichen Morphems'' auch in der Flexion für unnötig und unerwünscht, da damit immer das Problem verbunden sei, dass ein einziges Allomorph durch eine Folge von mehr als einem Morph repräsentiert werde. | ||
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− | *[[Bußmann, Hadumod]]. 2002. ''Lexikon der Sprachwissenschaft.'' 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner. Stichwort: diskontinuierliche Elemente | + | *[[Bußmann, Hadumod]]. 2002. ''Lexikon der Sprachwissenschaft.'' 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner. Stichwort: "diskontinuierliche Elemente" |
− | *[[Glück, Helmut]] (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe. 2005. ''Metzler Lexikon Sprache.'' Dritte, neubearbeitete Auflage. Stuttgart/ Weimar: Metzler. Stichwort: diskontinuierlich | + | *[[Glück, Helmut]] (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe. 2005. ''Metzler Lexikon Sprache.'' Dritte, neubearbeitete Auflage. Stuttgart/ Weimar: Metzler. Stichwort: "diskontinuierlich" |
*[[Kürschner, Wilfried]]. ''Grammatisches Kompendium. Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe.'' 3., verm. und bearb. Aufl. Francke, Tübingen/Basel 1997, S. 84f. | *[[Kürschner, Wilfried]]. ''Grammatisches Kompendium. Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe.'' 3., verm. und bearb. Aufl. Francke, Tübingen/Basel 1997, S. 84f. | ||
+ | *[[Simmler, Franz]]. 1998. ''Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie.'' Berlin: Weidler Buchverlag. | ||
===Andere Sprachen=== | ===Andere Sprachen=== |
Revision as of 20:22, 4 July 2008
Ein diskontinuierliches Morphem ist ein Morphem, das durch mindestens zwei, in der linearen Abfolge sprachlicher Elemente getrennte Morphe realisiert wird.
Beispiele
Ein klares Beispiel für ein diskontinuierliches Morphem ist das Partizip II im Deutschen, das in vielen Fällen als eine Folge von Präfix und Suffix ausgedrückt wird, unterbrochen durch den Verbstamm. Bei starken Verben mit den Morphen "ge"-...-"en" ("ge-litt-en"), bei schwachen Verben mit den Morphen "ge"-...-"et" ("ge-land-et"). In diesen Fällen drückt nur die Kombination von Präfix und Suffix die Flexionskategorie "Partizip II" aus.
Ein ähnliches Phänomen tritt in der Wortbildung auf, und zwar in der Form der Zirkumfixbildung, etwa in Beispielen wie "Ge-red-e", wo aus "red" das Substantiv durch gleichzeitiges Anfügen von Prä- und Suffix abgeleitet wird. Es stellt sich hier die Frage, ob es sich dabei ebenso klar um ein diskontinuierliches Morphem handelt wie in der Flexion (Simmler 1998: 86f., 496); es ist auch möglich, Präfix und Suffix in solchen Fällen als selbständige Morpheme aufzufassen, die nur in manchen Ableitungen gemeinsam benötigt werden, in anderen jedoch auch getrennt voneinander auftreten. Im gewählten Beispiel "Ge-red-e" kann man dem Präfix "Ge"- die gleiche grammatisch-semantische Funktion zuweisen, die sonst entweder nur durch das Präfix ("Geläuf") oder das Suffix ("Liege") verwirklicht wird.
Simmler (1998: 86, 496) hält das Konzept des diskontinuierlichen Morphems auch in der Flexion für unnötig und unerwünscht, da damit immer das Problem verbunden sei, dass ein einziges Allomorph durch eine Folge von mehr als einem Morph repräsentiert werde.
Literatur
- Bußmann, Hadumod. 2002. Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner. Stichwort: "diskontinuierliche Elemente"
- Glück, Helmut (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe. 2005. Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Stuttgart/ Weimar: Metzler. Stichwort: "diskontinuierlich"
- Kürschner, Wilfried. Grammatisches Kompendium. Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe. 3., verm. und bearb. Aufl. Francke, Tübingen/Basel 1997, S. 84f.
- Simmler, Franz. 1998. Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. Berlin: Weidler Buchverlag.
Andere Sprachen
englisch discontinuous morpheme