Sein-Perfekt

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Grundlagen

Das Deutsche bietet zwei Formen der Perfektbildung. Während am häufigsten das Hilfsverb haben eine Verbindung mit einem Partizip II eingeht, gilt für bestimmte Verbformen, die spezielle syntaktisch-semantische Eigenschaften tragen, die Bildung mit finitem sein und dem Partizip im 3. Status. Laut Duden (2005: 470) kommt sein hauptsächlich in Verbindung mit intransitiven Vorgangsverben ohne Genitivobjekt vor. Diese Verben beinhalten semantisch eine Veränderung am Subjektanktanten. Ob ein Verb für das sein-Perfekt kompatibel ist, bestimmt seine Valenz, Aktionsart und Aktionalität (ebd.).

Die transformative Aktionsart

Die erste Gruppe der möglichen Verben ist intransitiv und von perfektiver Aktionsart. Sie haben nur einen Subjektaktanten, der gleichzeitiges Agens ist und drücken eine Zustandsveränderung am Argument aus (vgl. Helbig/Buscha 1979: 68).

(1) Die Generation Internet ist aufgewacht
(2) Der Glanz ist verbrüht.
(3) Denn hinten ist nichts angebrannt.

Diese Verben sind oft präfigierte Derivate aus nicht präfigierten Vollverben. Wegen ihres Ursprungs aus anderen, durativen Verben (z.B. blühen-verblühen) erhalten sie ihre transformative Aktionsart. Sie geben einen Zustandswechsel an. Nicht abgeleitet wären sie prozessiv und dann dem haben-Perfekt zugeordnet (ebd.: 138f.). Daneben liegen auch Verben vor, die zwar entsprechend präfigiert, aber per se lexikalisierte Adjektive sind. Das folgende Schaubild soll vereinfacht darstellen, wie sich transformative von durativen Verben unterscheiden.

Abb.1 stellt dar, dass sobald der Block x blüht endet, für x blühen nicht mehr wahr ist. Sobald x nicht mehr blüht, ist ein Zustandswechsel eingetreten, sodass nur x ist verblüht wahr sein kann. Gleichzeitig können x blüht und x ist verblüht nicht kookurrieren. Mit dieser Verbgruppe ist es außerdem möglich ein Attribut in Form des Partizips zu bilden. Die Attribuierung funktioniert lediglich mit intrasitiven perfektivischen Verben, nicht aber mit durativen (Duden 2005: ebd.). Somit ist sie ein spezielles Merkmal der Perfektbildung mit sein.

(4) Das Märchenland ist abgebrannt.
(4.1) das abgebrannte Märchenland
(4.2) *das gebrannte Märchenland

Besonders bei dieser Verbgruppe des sein-Perfekts lässt sich diskutieren, ob es sich tatsächlich um ein Partizip oder eher ein Adjektiv handelt. Nach Latzel (1977: 178f.) behält das Partizip II jedoch seinen verbalen Charakter, wenn die Konstruktion eine Handlung zeitlich vor der Äußerung impliziert.

Die Verben der Bewegung und Ortsveränderung

Fahren, wandern, fliegen, kommen, springen etc. beinhalten eine Ortsveränderung (vgl. Helbig/Buscha 1979: 140). Hierbei können zusätzliche Argumente, wie zeitliche Adverbien oder Richtungsangaben hinzugesetzt werden.

(5) Eine Frau ist gestern in das Eisbärgehege des Berliner Zoos gesprungen.

In dieser Gruppe kann jedoch ein konflikt mit der haben-Form auftreten, da einige der Bewegungsverben auch als durativ interpretiert werden können. Das bedeutet man kann sie mit beiden Hilfsverben nutzen. Die Tendenz deutet jedoch vermehrt zur Bildung mit sein (Duden 2005: ebd.).

(6) Ich weiß nicht, ob er mehr Kilometer gerudert hat.
(7) Auch den Mann, der einmal um die Welt gerudert ist, fand ich gut.

Das lässt sich so interpretieren, dass im ersten Beispiel das Rudern als Prozess im Vordergrund steht und es deshalb durativ gebraucht wird. Denn durative Verben beschreiben eine Handlung ohne Begrenzung. Schaut man sich das Beispiel danach an, ist die Handlung lokal eingegrenzt durch um die Welt. Somit ist dem Geschehen ein Endpunkt gesetzt. Weiterhin können einige Verben ihre Valenz im Kontext von intransitiv zu transitiv wechseln.

(8) Die israelische Luftwaffe hat seit einer Woche mehr als 700 Einsätze geflogen.

In (8) wird ein Akkusativobjekt gebunden, wodurch das Verb transitiv wird. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Fall eintritt, wenn die Fortbewegung durch ein instrumentalisiertes Objekt stattfindet. Auch mit den Verben der Ortsveränderung ist eine Attribuierung möglich, wenn diese durch eine Richtungsadverbiale oder ein richtungsweisendes Präfix ergänzt wird.

(9) Die Keller sind vollgelaufen.
(9.1) Der vollgelaufene Keller
(9.2)* der gelaufene Keller

Auxiliare

Die dritte Gruppe der möglichen Verben für ein sein-Perfekt, sind die Hilfsverben sein und bleiben, obwohl beide durativ (und intransitiv) sind (Helbig/Buscha 1979: 175).

(10)  Dieser Start ist wohlüberlegt gewesen.
(11)  In einem Punkt ist er der gleiche geblieben.


Die Bedeutungsvarianten und der Zeitbezug

Das Perfekt, als relative Tempusform, liefert drei verschiedene Bedeutungsvarianten (Helbig/Buscha 1979: 151). Innerhalb dieser Varianten fallen Aktzeit (=Zeit des Geschehens), Betrachtzeit (=Zeit, in der auf das Geschehen geblickt wird) und Sprechzeit (= in der Regel die Gegenwart) unterschiedlich aus und ordnen eine Aussage in verschiedene Zeitfenster ein. Zum einen kann das Perfekt ein vergangenes Geschehen ausdrücken. Hier liegen sowohl Betracht- als auch Aktzeit in der Vergangenheit und gleichen einander. Der Akt an sich ist zur Sprechzeit vollzogen, sodass das Perfekt in dieser Form mit dem Präteritum austauschbar wäre. Mit dem Prädikat können im sein-Perfekt Temporalangaben einhergehen (ebd.).

(12) Wenige Minuten nach dem Start ist eine türkische Passagiermaschine (gestern) in 	Istanbul notgelandet.

In einer weiteren Variante wird die perfektivische sein-PartII-Konstruktion als ein vergangenes Geschehen interpretiert, das für die Gegenwart, die Sprechzeit noch von Belang ist. Engel beschreibt diese Konstruktion als ein abgeschlossenes Geschehen, aber es bilde in dieser Form kein reines Vergangenheitstempus. Es sei mehr eine Form des Präsens, in dem das Hilfsverb sein im Präsens steht. Das finite sein mische sich bedeutungstechnisch mit dem semantisch abgeschlossenen Partizip II, an das es sich bindet (Engel 1988: 148). Der Aspekt, dass bei dieser Bedeutungsvariante der für die Sprechzeit relevante Zustand impliziert ist, wird in der Literatur wie folgt begründet. Die Aktzeit liege zwar auch in der Vergangenheit, womit das Geschehen abgeschlossen sei, die Betrachtzeit und Sprechzeit befänden sich gleichzeitig und nach dem Akt. Die Grammatiker nennen dies ein Resultativ. Die Konstruktion führt semantisch einen Nachzustand herbei. Dieser ist zur Sprechzeit relevant und durch eine in der Vergangenheit liegende Aktion herbeigeführt worden. Die Handlung selbst ist zur Sprechzeit schon vorbei. Diese Variante gebraucht Verben der Zustandsveränderung. Mit denen der Ortsveränderung kann der herbeigeführte Zustand nicht immer als solcher interpretiert werden. Die dritte Gruppe der sein-Perfekt Verben, sein und bleiben fällt hier raus.

(13) Amerika ist aufgewacht, heißt es.

Impliziert, dass Amerika zum Sprechzeitpunkt wach ist/ nicht schläft. Der Folgezustand ist hier wach sein (vgl. auch Abb.1 in 1.1.1).

(14) Als die Polizei am Tatort eintrifft, ist das Duo längst in unbekannte Richtung geflohen.

Zum Sprechzeitpunkt ist das Duo nicht vor Ort. Der Nachzustand ist, wenn man so will, Abwesenheit. Für (13) gilt, dass Amerika zum Sprechzeitpunkt wach ist. Bei

(13.1) Amerika wachte auf, heißt es.

ist die Klarheit über den Wahrheitsgehalt von Amerika ist wach zur Sprechzeit nicht gegeben. In (14) beschreibt das Perfekt eine Vorzeitigkeit, die deutlicher hervortritt, als der Nachzustand. Es dient hier mehr als zeitliche Einordnung, nämlich bevor die Polizei eintrifft. Als Merkmal der hier verwendbaren Verben, ist der transformative Charakter zu nennen. Transformative Verben erbringen einen statischen resultativen Zustand. In diesem Fall ist das Perfekt wegen seines zeitindifferenten Charakters nicht durch das Präteritum ersetzbar. Das Geschehen ist zwar vollzogen, wird aber nicht konkret auf eine bestimmte zeitliche Phase festgelegt. Damit ist gemeint, dass zum Einen die Distanz zwischen Akt und Sprechzeit bei nicht gegebenem Kontext oder fehlender Zeitangabe unklar ist. Und zum anderen , dass der Nachzustand des Aktes für die Kommunikation von höherer Bedeutung ist, als während der Aktzeit (Helbig/Buscha: S. 151f.). Nach WUNDERLICH ist ein Verb x nur dann transformativ, wenn gilt (Wunderlich 1970: 141):

x = <Vorzustandt?, Nachzustandt?> mit t? vor t? 

Gleichzeitig hat Beispiel (14) gezeigt, dass Bewegungsverben bzw. die der Ortsveränderung keine eindeutige transformative Charakteristik tragen und somit keinen, zumindest nicht resultativen Nachzustand herbeiführen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Umfallen beispielsweise lässt einen Nachzustand zu. (15) Gestern ist der kleine Kater einfach umgefallen. Ich habe oben bereits erwähnt, dass der Nachzustand bei den Verben möglich ist, bei denen eine semantische Eingrenzung im Zeitverlauf stattfindet. So kann der Kater nur in einem Zeitpunkt umfallen, nicht aber über einen längeren Zeitraum, höchstens immer wieder. Umfallen ist eines der Verben, die nur in einem bestimmten Moment passieren. Die Ereignisstruktur zeigt die punktuelle Eigenschaft


x fällt nicht um     x fällt um          x ist umgefallen/ x liegt
(Abb. 2)

Der Unterschied zum Präteritum

Das Präteritum und das Perfekt stehen in einigen Kontexten einander konkurrent. Hier möchte ich kurz die Unterschiede des Zeitbezuges darstellen, um zu zeigen, dass das sein-Perfekt sich im entsprechenden Kontext zeitbezogen anders verhält, als das Präteritum. Nach WUNDERLICH (1970: S.141) werden beide Formen isolierter Sätze ohne einen zeitadverbialen Kontext eindeutig als Akzeitta vor Sprechzeitts verstanden. Für diejenigen Verben, die im sein-Perfekt angewendet werden, bilden sich starke Restriktionen. Denn nicht jede Verbart in Verbindung mit einem Zeitadverbial lässt einen synonymen Ausdruck einer komplett abgeschlossenen Tätigkeit im Präteritum zu. Mit Verben, die eine Ortsveränderung implizieren ist dies möglich. Mit Verben transformativer Aktionsart bleibt ein Zeitbezug in die Gegenwart (vgl. Wunderlich: ebd.)

(16) Die ganze Woche ist perfekt gelaufen […]. {ta vor ts mit tb vor ts}
(17) Der U-21 Spieler ist an Hepatitis A erkrankt. {ta vor ts, mit tb=ts}     
(17.1) *Der U-21 Spieler ist den ganzen Tag an Hepatitis A erkrankt. 

Beispiel (17) ist im Vergleich zu (16) zunächst nicht als komplett abgeschlossen einzustufen, da Er ist erkrankt implizieren kann, dass er zur Sprechzeit noch krank ist. In (16) kann die Handlung als rückblickend verstanden werden, als Zeitabschnitt, der zu Ende gegangen ist. Die Betrachtzeit tb liegt vor der der Sprechzeit in ts. Dadurch, dass (17) aber für die Gegenwart noch gültig ist, liegt die Betrachtzeit vor der Sprechzeit, reicht aber bis zu ts hin.

Im umgeformten Beispiel (17.1) wurde ein Zeitadverbial eingesetzt, dass einen Zeitraum, keinen Zeitpunkt ausdrückt. Setzen wir an Stelle von den ganzen Tag ein Adverbial, das einen Zeitpunkt ausdrückt, ist dies wiederum möglich

(17.2) Der U-21 Spieler ist letztes Jahr an Hepatitis A erkrankt.

Diese Alternative lässt die Implikation zu, der Spieler sei zum Sprechzeitpunkt noch krank. Es lässt sich also davon ausgehen, dass Verben der Zustandsveränderung einen Ausdruck der Zeitdauer blockieren, weil diese dem Zustandswechsel widerspräche. Auf der anderen Seite ist hier der Unterschied zu den Bewegungsverben deutlich, weil diese, wie oben beschrieben semantisch weniger einen Nachzustand bieten. Denn mit Bewegungsverben lässt sich eine Dauer der Handlung, aber auch eine Eingrenzung ausdrücken:

(18) Wer drei Tage durch die Wasserschlucht gewandert ist
(19) Wer seit längerer Zeit nicht mehr gerannt ist 

Der Zukunftsbezug

In der Literatur wird außerdem immer wieder angegeben, dass das Perfekt als Substitut für das Futur II laufen könne, wenn ein zukunftsbezogenes Zeitadverbial einhergeht. Gleichzeitig werden dort aber auch nur Beispiele transitiver Verben des haben-Perfekts genannt, bei denen in isolierten Sätzen der zukunftsbezogene Kontext deutlich wird. Im sein-Perfekt erscheint diese Form- bzw. Bedeutungsbildung mit (23) zunächst problematisch.

(17.3) *Der U-21 Spieler ist bis nächstes Jahr an Hepatitis A erkrankt.

Selbst, wenn das Beispiel um einen Kontext erweitert wird, ist der Satz inhaltlich nicht annehmbar.

(17.4) Wir haben ihn absichtlich infiziert. Der U-21 Spieler ist bis nächstes Jahr an Hepatitis A erkrankt. (Im Sinne des Ausbruchs der Krankheit)

Der Abschluss des Aktes wäre dann erst nach der Sprechzeit in der Zukunft. Auch die Betrachtzeit läge in der Zukunft, am Ende der Aktionszeit. Bei anderen Vorgangsverben, als erkranken erscheint diese Bildung leichter. Die semantische Struktur von erkranken blockiert einen Zukunftsbezug.

(20) Das Bein ist ein bisschen angeschwollen
(20.1) Morgen Abend ist das Bein ein bisschen angeschwollen.

Der Zukunftsbezug ist hier zwar gegeben, fraglich ist jedoch, ob angeschwollen als Partizip II mit verbalem Charakter oder als Adjektiv/ Eigenschaftszuschreibung zu deuten ist. Dieser Punkt soll jedoch erst in einem späteren Kapitel dieser Arbeit genauer untersucht werden.

Als nicht machbar erscheint die Bildung dieses Zeitbezuges mit den oben genannten Verben, die semantisch eine Ortsveränderung mit sich ziehen. Hierbei muss jedoch im Inhalt der Aussage unterschieden werden.

(21) Morgen ist er nach Japan geflogen.
(21.1) Morgen ist er in Japan angekommen.

Während Möglichkeit (21) im Vergleich zu Morgen fliegt er nach Japan als zu umständlich betrachtet werden kann, scheint (21.1) durchaus möglich. Bewegungsverben können durch eine Lokalangabe zwar mit einem Endpunkt versehen werden, bilden semantisch jedoch keinen Nachzustand. Ankommen hat einen punktuellen Charakter, mit dem Resultat des „da seins“.

Im Zeitstrahl soll der Unterschied zwischen (21) und (21.1) deutlich werden.

a) (21)
X fliegt (nicht)(ts)                    x fliegt (ta)	x fliegt nicht (tb)	
(Abb.3)
b) (21.2)
x ist nicht unterwegs/         x ist unterwegs (ts)        x kommt an (ta)         x ist da (tb)
(Abb.4)

Des Weiteren liefert der Cosmas-Korpus zwar Referenzen mit ankommen, nicht aber mit geflogen, wenn ein Zukunftsbezug dabei sein soll. Somit lässt sich die Vermutung aufstellen, dass ein futuristischer Zeitbezug in einer sein-Perfekt-Konstruktion nur dann möglich ist, wenn das Partizip II zumindest ein feststellbares Ende der Handlung mit darauffolgendem Resultat hat. D.h. wenn die Transformation von Vorzustand zu Nachzustand stattgefunden hat. Nun möchte ich darstellen, dass einige Verben, die als gemeinsame Komponente eine ab-Präfigierung tragen, die die zukunftsbezogene Bildung eingehen können.

(22) In einer Stunde ist das Haus abgebrannt.
(23) Morgen ist die Milch abgelaufen.
(24) Die Wogen sind bis heute Abend abgeflacht.
(25) Das Bild ist bald abgedunkelt.

In den genannten Beispielen ist auffällig, dass die Partizipien einen kausativ telischen Charakter haben. Jeder der Sätze (22) bis (25) stellt gleichzeitig einen Endzeitpunkt dar, der in der zusammen mit der Betrachtzeit in der Zukunft liegt. Sätze, wie diese sind im Deutschen alltäglich. Dass COSMAS hierzu jedoch keine eindeutigen Ergebnisse liefert, deutet auf eine überwiegend sprechsprachlich verwendete Ausdrucksweise hin.

Der Übergang zwischen Vor- und Nachzustand ist bei gegebenen Beispieleneindeutig. Anhand von Beispiel (22) kann folgendes Schema aufgestellt werden:

                t? mit x „brennt (ab)“               Nachzustand t?: x ist abgebrannt, x brennt 


       (Abb.5)                Übergang von x brennt zu x brennt nicht

Die Besonderheit bei intransitiv verwendeten Verben mit ab-Präfigierung im Bezug auf die mögliche Zukunftsbedeutung liegt darin, dass das Präfix semantisch eine Reduzierung bzw. Veränderung des Subjektes mit sich zieht. Ein Haus kann schließlich nicht endlos brennen. Somit muss in der Aktionsart ein Endpunkt gegeben sein. Diese Verwendungsweise ist nicht nur auf ab-präfigierte Verben beschränkt, sondern soll als Beispiel dienen. Sie wurden hier lediglich vorgeführt, da sie ebendiese Auffälligkeit tragen. Diejenigen, die in ihrer Aktionsart einen Zustandswechsel tragen sind zwar auf die Zukunft beziehbar, allerdings kann man dies nicht generalisieren. Denn einige Vorgangsverben sind einem adjektivischen Ursprung herleitbar und sind nicht telisch.

Erkranken – krank                    erröten- rot	
nicht rot/nicht erröten          x errötet	         rot sein ??
(Abb.6)                                                                           
Unklarer Übergang zum Nachzustand

Ferner sind diese Beispiele semantisch auch mit einem Nachzustand versehen, der Endpunkt der Handlung bzw. des Verlaufs ist jedoch unklar. Nach diesem Kapitel lässt sich feststellen, dass das Perfekt mit finitem sein zeitindifferent auftreten kann. Dass sich der Zeitbezug durch verschiedene Adverbien leicht verändern lässt, schließt auf die Apektualität der Konstruktion. Zwar kann das sein-Perfekt in einigen Fällen als abgeschlossene Vergangenheitsform gesehen werden, dies jedoch hauptsächlich bei Verben ohne semantischen Endpunkt. Bewegungsverben und die der Zustandsänderung grenzen sich dadurch ab, dass bei ersteren eine Dauer der Tätigkeit ausgedrückt werden kann, bei zweiteren aber nur punktuelle, zeitlich eingrenzende oder Zustandsbeginn angebende Zeitangaben möglich sind.