Grammatikalisierungskanal

From Glottopedia
Revision as of 08:27, 4 May 2014 by KPolitt (talk | contribs) (typos)
(diff) ← Older revision | Latest revision (diff) | Newer revision → (diff)
Jump to navigation Jump to search

Ein Grammatikalisierungskanal beschreibt den abstrakten Weg, den eine Form/Konstruktion beim Wandel von Lexem (Inhaltswort) zu Grammem (Funktionswort/Funktionsaffix), im Zuge ihrer Grammatikalisierung durchläuft. Die Existenz solcher abstrakten Kanäle der Grammatikalisierung wird angenommen, da sich für Elemente mit derselben Bedeutung in ganz unterschiedlichen Sprachen oft dieselben Sprachwandelprozesse beobachten lassen.

Beispiele

Den folgenden Grammatikalisierungskanal nimmt Lehmann (1987) unter anderem für das Japanische, Türkische, Quetchua und Tamil an:

  • relationale Substantive > Adpositionen > Kasusaffixe

Eine abstraktere Darstellung der Form eines Grammatikalisierungskanals ist die von Hopper & Traugott (2003:7):

  • Inhaltswort >grammatisches Wort > Klitikon > Inflektionsaffix

Herkunft

Der Begriff des Grammatikalisierungskanals wurde von Christian Lehmann in seinen Arbeiten zur Grammatikalisierung (etwa Lehmann 1982) eingeführt.

  • "A grammaticalization channel is a frequently recurring route which signs with a given function may take when they are grammaticalized in language change." Lehmann (1982: 22)

Andere Sprachen

Im Englischen sind die in analogen Termini grammaticalization path oder grammaticalization cline gebräuchlicher. Eine wörtlich Übersetztung von Lehmanns Terminus als grammaticalization channel wird eher selten verwendet.

Literatur

  • Hopper, Paul J. & Traugott, Elizabeth Closs. 2003. Grammaticalization. 2nd edn. Cambridge: Cambridge University Press.
  • Lehmann, Christian. 1982. Thoughts on grammaticalization. A programmatic sketch. Köln: Institut für Sprachwissenschaft.
  • Lehmann, Christian. 1987. Sprachwandel und Typologie. In: Boretzky, Norbert, Enninger, Werner & Stolz, Thomas (Hrsg.). Beiträge zum 3. Essener Kolloquium über Sprachwandel und seine Bestimmenden Faktoren. Bochum: Brockmeyer, 201-225.