Grammatisches Morphem

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Definition

Grammatische Morpheme (z.B. -es, -ung, dass) sind eine Unterklasse von Morphemen, die morphosyntaktische Eigenschaften ausdrücken und für eine grammatikalische Kategorie stehen (z.B. Kasus, Plural, Tempus). Sie unterscheiden sich von den lexikalischen Morphemen insofern, dass sie synsemantisch und nicht autosemantisch sind (vgl. Marty 1908: 205f.).

Die grammatischen Morpheme werden, im Gegensatz zu den lexikalischen Morphemen, als eine geschlossene Klasse behandelt. In Einzelfällen ist es nicht immer eindeutig, ob ein Morphem der Klasse der grammatischen oder der lexikalischen Morpheme angehört (vgl. Elsen 2016), denn eine universale, rein semantische Abgrenzung grammatischer/funktionaler Bedeutungen von lexikalischen ist kaum möglich. Daher muss die geschlossene Klasse der grammatischen Morpheme in jeder Sprache durch Aufzählung definiert werden (vgl. Croft 2000: 260-262).

Per Definition haben Affixe eine grammatische Bedeutung, doch nicht alle grammatischen Morpheme sind Affixe, da es neben den gebundenen grammatischen Morphemen (z.B. -en, be-) noch frei grammatische Morpheme (z.B. Hilfsverben, Partikeln) gibt (vgl. Croft 2020: 258). Unter anderem können die grammatischen Morpheme zu den folgenden Kategorien gehören: Flexionsmorphemen (-en in Helden, Bären), Derivationsmorphemen (-er in Lehrer, Fahrer), Präpositionen (zu, ab), Konjunktionen (ob), Artikeln (dem, ein) und Partikeln (schon, doch) (vgl. Elsen 2016).

Die grammatischen Morpheme ändern, im Unterschied zu den Kompositionskonstituenten, nichts an der lexikalischen Bedeutung der Stammmorpheme. Sie signalisieren syntaktische Relationen, wie die Präsensflexion des Verbs oder verleihen den Stammmorphemen eine additive, generelle Bedeutung, wie die Plural-, Tempus- und Komparationsmorpheme (Forsgren 2013).

Literatur

  • Croft, William. 2000. Lexical and grammatical meaning. In: Booji, Geert, Lehmann, Christian & Mugdan, Joachim (eds.). 2000. Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 17.1.). Berlin: DeGruyter. 257-263.
  • Elsen, Heike. 2016. Grammatisches Morphem. In: Schierholz, Stefan, Uzonyi, Pál (eds.). Grammatik: Formenlehre, Vol. 1. Berlin: DeGruyter. URL: https://www.degruyter.com/document/isbn/9783110706413/html.
  • Fosgren, Kjell-Åke. 2013. Morphologische Funktion. In: Schierholz, Stefan, Uzonyi, Pál (eds.). Grammatik: Formenlehre, Vol. 1. Berlin: DeGruyter. URL: https://www.degruyter.com/document/isbn/9783110706413/html.
  • Marty, Anton. 1908. Untersuchungen zur Grundlegung der allgemeinen Grammatik und Sprachphilosophie. Halle: Niemeyer.
  • Mugdan, Joachim. 2013. Grammatisches Morphem. In: Olsen, Susan, Müller, Peter O. (eds.). 2013. Wortbildung, Vol. 2. Berlin: DeGruyter. URL: https://www.degruyter.com/document/isbn/9783110708998/html.
  • Wurzel, Wolfgan Ullrich. 2001. Flexionsmorphologie und Natürlichkeit: Ein Beitrag zur morphologischen Theoriebildung. Berlin: DeGruyter. Erstausgabe, 1984.