Klassische Sprachtypologie

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Allgemeines

Begriff

griech. τύπος „Schlag, Gepräge, Form“
Klassifizierung der Sprachen nach grammatischen Eigenschaften, nicht nach ihrer genetischen Verwandtschaft
Sprachen gelten als typologisch verwandt in Bezug auf Gemeinsamkeiten ihres strukturellen Systems
genetisch verwandte Sprachen können verschiedenen Typologien angehören [zB. in Bezug auf ihre Wortstellung, Latein: SOV, Französisch: SVO]

Klassische vs. moderne Sprachtypologie

  • Gegenstand der traditionellen Typologie des 19. Jhd. ist der morphologische Bau der Sprachen
Verhältnis von grammatischen und Wurzelelementen [Grammem und Lexem]: Verbindung zwischen beiden konnte mehr oder weniger fest sein bzw. Grammeme konnten ganz fehlen
man glaubte, in der Beziehung von Wurzel und Affix den Schlüssel für eine allgemeine Charakteristik der Sprache in der Hand zu haben
Ziel: damals primär eine Globalcharakterisierung von Sprachen, die letztlich in eine Klassifikation der Sprachen der Welt mündet
  • Moderne Typologie
der morphologische Ansatz ist konträr zum heutigen linguistischen Denken, da sich die Einsicht durchgesetzt hat, dass man eine Sprache ohnehin nicht einheitlich klassifizieren kann [es müssen also immer mehrere Kriterien zusammenwirken]
allgemein stehen in der heutigen Typologie syntaktische Kriterien im Vordergrund [vgl. Ansatz zur Wortstellungstypologie von Greenberg, 1963]

Typologie im 18. Jahrhundert

es herrscht Uneinigkeit beim Festlegen der Geschichte der Sprachtypologie
es gibt in der Vorgeschichte der Disziplin Ansätze, die dem heutigem Denken in mancher Hinsicht näher stehen als die Typologie des 19. Jhd. [allerdings nur, wenn man sich auf die syntaktische Typologie konzentriert]
  • zentraltheoretisches Thema des 18. Jhd. ist die Wortstellung
Welche Abfolge der Wortglieder ist logisch, welche ist natürlich?

Gabriel Girard [1747: Vrais principes]

unterteilt drei Klassen von Sprachen, die als allgemeingültig für die Sprachen der Menschheit postuliert werden:
1. analog
2. transpositiv
3. amphilogisch
Girard geht davon aus, dass allen Sprachen eine Wortfolge zu Grunde liegt, welche die sachliche Abfolge „Handelnder-Handlung-Ziel der Handlung“ unmittelbar linear abbildet [SVO](= Basisstellung des Französischen)
SVO wurde als die unmittelbare Widerspiegelung einer universalen, auf der allgemeinen menschlichen Vernunft basierenden Tiefenstruktur interpretiert = Sinn des Terminus analog [Wortstellung des Französischen und seiner roman. Schwestersprachen ist der universalen logischen Konstituentenabfolge analog, bildet sie unmittelbar ab]

Sprachen von Typus des Lateinischen weisen Abweichungen von diesem Muster auf , welche durch die Subjektivität des Sprechenden bedingt sind; auf dem Weg von der universalen Tiefenstruktur zur konkret-einzelsprachlichen Oberflächenstruktur wird der logische Satzbau umgewandelt = transpositiv

klare binäre Unterteilung wird unterbrochen durch die Einführung eines weiteren Kriteriums: An- bzw. Abwesenheit nominaler Artikel

in analogen Sprachen sind Artikel vorhanden, in transpositiven nicht; damit geht jedoch die Binarität des Modells verloren, denn es gibt auch transpositive Sprachen mit Artikel [Griechisch] = amphilogisch [Mischtypen, von denen man nicht so genau weiß, welchem Basistypus sie zuzuordnen sind]

Übersicht

analoge Sprachen [génie analogue]
+ feste Wortstellung [SVO] + bestimmter Artikel Bsp: Französisch, Italienisch, Spanisch
transpositive Sprachen [génie transpositif]
- feste Wortstellung -bestimmter Artikel Bsp: Latein, Russisch, Kirchenslawisch
amphilogische Sprachen [génie mixte/amphilogique]
-feste Wortstellung + bestimmter Artikel Bsp.: Altgriechisch

durch seine im Wesentlichen auf indoeuropäische Sprachen begrenzte empirische Basis konnte Girard nicht erkennen, dass noch ein weiterer Fall eintreten kann: feste Wortstellung , damit verbunden ein Fehlen von Kasusflexion sowie des bestimmten Artikels

+feste Wortstellung - bestimmter Artikel Bsp.: Chinesisch, Vietnamesisch


Nicolas Beauzée [1767: Grammaire générale]

beteiligte sich an der Diskussion um die „natürliche“ Wortfolge
folgte Girards Einteilung in analoge und transpositive Sprachen [jedoch ohne sekundäres Kriterium des Artikel]


Adam Smith [1761: Considerations concerning the First Formation of Languages, and the Different Genius of original and compounded Languages]

Unterscheidung zweier Typen:
uncompounded [primitive, simple, original]
compounded

Überlegung dahinter: Menschen versuchten anfangs mittels Flexion, jedes Ereignis durch ein einziges Wort auszudrücken

  • wegen der Vielzahl der Begebenheiten wurden Deklination und Konjugation ungemein komplex und die Anzahl der Wörter unendlich groß
  • aus Nützlichkeitserwägungen wurde jedes Ereignis von Menschen daher in „seine metaphysischen Elemente“ zerteilt und Wörter wurden eingeführt, die sich auf diese Elemente, aus denen Ereignisse zusammengesetzt sind, beziehen
  • dadurch wurde die Beschreibung eines Ereignisses durch die Trennung in seine Elemente künstlicher, aber das Sprachsystem und seine Struktur wurden zusammenhängender [compounded]

Smiths generelle Überlegung war dahingehend, dass die Modifikation mittels Flexion vor der Umschreibung entstand, weil es weniger abstrakt sei die Struktur eines Wortes zu ändern als neue Wörter zu kreieren

Haggblade fasst die Entwicklung der Umwandlung wie folgt zusammen:

Wörter → Wörter + Flexion →Wörter + Wörter [Periphrasierung]

Ursache für den Übergang von natürlichen zu künstlichen Sprachen liegt nicht in sprachinterner Notwendigkeit, sondern in gesellschaftlicher Entwicklung: aufgrund der Völkerwanderung kam es zur Mischung verschiedener Völker und damit zur Sprachvermischung, Spracherwerb sollte in möglichst ökonomischer Weise stattfinden

  • als Folge der Sprachmischung nahm somit die Komplexität der composition [Zuhilfenahme von Präpositionen und Hilfsverben zur Umschreibung eines Sachverhaltes einer Sprache] zu, dh. Präpositionen und Hilfsverben übernahmen nach und nach die Funktionen von Konjugation und Deklination
  • Smith mutmaßte, dass bei einer graduellen Vermischung von Völkern und Sprachen auch der Unterschied von Sprachen des Typs uncompounded und compounded graduell sein müsste


komplexe Flexion

Altgriechisch
Latein [*Griechisch+Etruskisch]
Französisch/Italienisch [*Latein+Fränkisch/Lombardisch]
Englisch [*Französisch+Sächsisch]

geringe Flexion


  • Grundregel: je einfacher die composition ist, desto komplexer müssen ihre Deklinationen und Konjugationen sein bzw. je einfacher Deklination und Konjugation sind, desto komplexer muss die composition sein

Zusammenfassung

Girard und Smith sind beide bemüht um die Darstellung, auf welche Weise Sprache das Denken widerspiegelt

  • während Girard flexionsarme Sprachen mit strenger Wortfolge für die logischsten hält, tendiert Smith dazu, flexionsreiche Sprachen mit freier Wortfolge zu bevorzugen.
  • auffällig ist nicht nur die Opposition der Charakteristiken, sondern auch die Bevorzugung flektierender bzw. indoeuropäischer Sprachen für die Typologisierung; bei beiden Autoren spielen außereuropäische Sprachen [abgesehen von Hebräisch] so gut wie keine Rolle

Morphologische Typologie im 19. Jahrhundert

zwei Aspekte bestimmen besonders die Debatten des 19. Jahrhunderts: die historische Gewichtung bei der Untersuchung der Herkunft der Sprachen sowie der Vergleich in Bezug auf genetisch verwandte Sprachen

Friedrich von Schlegel [1808: Über die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Altertumskunde; beigefügt: Übersetzungsproben altindischer Dichtung]

Deklination bietet am wenigsten oder eigentlich nichts, ungleich mehr die Konjugation
4. Kapitel: Von zwei Hauptgattungen der Sprachen nach ihrem innern Bau
[...] Entweder werden die Nebenbestimmungen der Bedeutung durch innre Veränderung Wurzellauts angezeigt, durch Flexion, oder aber jedesmal durch ein eignes hinzugefügtes Wort, was schon an und für sich Mehrheit, Vergangenheit, ein zukünftiges Sollen oder andre Verhältnisbegriffe der Art bedeutet; und diese beiden einfachsten Fälle bezeichnen auch die Hauptgattungen aller Sprache. Alle übrigen Fälle sind bei näherer Ansicht nur Modifikationen und Nebenarten jener beiden Gattungen; daher dieser Gegensatz auch das ganze in Rücksicht auf die Mannigfaltigkeit der Wurzeln unermeßliche Gebiet der Sprache umfaßt und völlig erschöpft.

[zit. nach Arens, 1969:164]

binäre Einteilung

  • Flexion: Morpheme tendieren zur Fusion [beeinflussen Nachbarmorpheme oder werden von diesen beeinflusst, Bsp. Umlaut blau-bläulich] und zur Polysemasie [ein Morphem entspricht mehr als einer Bedeutung oder einem Merkmal]
  • Affigierung bzw. Agglutination [lat. agglūtināre "anleimen“]: Morpheme werden unmittelbar im An- oder Auslaut aneinandergereiht und entsprechen je einem Bedeutungsmerkmal

August Wilhelm von Schlegel [1818: Observations sur la langue et la littérature provençales]

im Wesentlichen Vertiefung und Präzisierung der Schrift seines Bruders
Erweiterung des Flexionsbegriffs
Die Sprachen, die heute noch gesprochen werden und die früher bei den verschiedenen Völkern der Erde gesprochen worden sind, gliedern sich in 3 Klassen: die Sprachen ohne irgendwelche grammatische Struktur, die Sprachen, die Affixe verwenden, und die flektierenden Sprachen.

[zit. nach Arens, 1969:187]

ohne grammatische Struktur = isolierende Sprache [Wurzelsprache]

syntaktische Beziehungen im Satz werden nicht durch morphologische Mittel, sondern außerhalb des Wortes durch grammatische Hilfswörter oder die Wortstellung ausgedrückt
zwei Gattungen der flektierenden Sprachen
Die flektierenden Sprachen werden in zwei Gattungen unterteilt, die ich die synthetischen und die analytischen Sprachen nennen will. Unter analytischen verstehe ich diejenigen, die zur Verwendung des Artikels vor den Substantiven, der Personalpronomina vor den Verben gezwungen sind, in der Konjugation Hilfsverben benutzen, durch Präpositionen die ihnen fehlenden Kasusendungen ersetzen, die Steigerungsstufen der Adjektive durch Adverbien ausdrücken usw. Die synthetischen Sprachen sind diejenigen, die ohne all diese Mittel der Umschreibung auskommen.
[zit. nach Arens, 1969:189]
  • Analyse: strengere Wortstellung auf Grund geringerer Morphologie [Bsp. roman. Sprachen, Englisch]
  • Synthese: syntaktische Beziehungen werden durch morphologische Markierung am Wortstamm gekennzeichnet; dies ermöglicht eine flexiblere Worstellung [Bsp. Griech., Latein, Sanskrit]
die germanischen Sprachen nehmen in dieser Unterscheidung eine Mittelstellung ein

Der Grund für den Übergang synthetischer in analytische Sprachen ist Schlegels Meinung nach die fehlende Normierung der Sprache durch z.B. Bücher. Sprachen, die auf diese Weise konserviert wurden und als Muster dienten, blieben in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Ohne dieses Zutun jedoch waren Sprachen der Veränderung unterworfen.

Wilhelm vom Humboldt [1836: Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts]

erschien als Einleitung zum dreibändigen Werk Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java [1836-39 vö. durch Humboldts Mitarbeiter Eduard Buschmann], neben dem ersten Band ist aber 1836 auch die Einleitung als selbständige Abhandlung vö. wurden

Bei Humboldt wird der Typusbegriff nahezu synonym für den Charakter einer einzelnen Sprache bzw. die Sprachform verwendet. Typus dient als Beschreibungsmuster, um zu erkennen, was eine Sprache im Wesentlichen ausmacht und so zugleich als methodisches Fundament des Sprachvergleichs.

Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Sprachform

  • äußere Form = Lautform [Artikulation des Lautkontinuums], welche in jeder Sprache anders realisiert wird und zu verschiedenen Lautsystemen führt
  • innere Form = semantische Gestaltung, die in jeder Sprache die verschiedene Organisation der lexikalischen und grammatikalischen Bedeutungen bewirkt [zB. wird die nicht so fein entwickelte uund streng eingegrenzte Verbstruktur auf innere Ursachen zurückgeführt, eine Dürftigkeit an Unterscheidung ist nicht der äußeren Form anzulasten]
  • Verschiedenheit der Sprachen ist nicht nur eine Verschiedenheit der „Schälle“, sondern eine Verschiedenheit der Weltansichten selbst [sprachliche Weltansicht bezieht sich auf die Art des Gegebenseins der Welt in den Kategorien einer Sprache, in ihrem grammat. (morpholog., syntak., semant.) Aufbau]
die Einführung des Begriffs der inneren Form verfolgt keinen anderen Zweck, als die semantische Verschiedenheit der Sprachen noch einmal und noch stärker zu betonen

Humboldt lehnt seine Unterscheidung der Sprachtypen an das Schema August Schlegels an, mit welchem er in regem Briefkontakt stand. Neben der gängigen Unterscheidung von flektierenden, agglutinierenden und isolierenden Sprachen führte er außerdem den Begriff Einverleibung [Inkorporation] ein.

Einteilung in Sprachklassen:
Die hier wirksame oder hemmende Eigenschaft der Sprachen ist nämlich die, welche man unter den Ausdrücken: Isolirung der Wörter, Flexion und Agglutination zusammenzubegreifen pflegt. Sie ist der Angelpunkt, um welchen sich die Vollkommenheit des Sprachorganismus drehet; [...]

[Humboldt, 1998:230]

Einverleibung

  • Inkorporation: Komposition eines frei vorkommenden [nominalen] Wortstammes mit einem Verb zu einem komplexen Verb [zB. Rad fahren]; drückt ein Konzept aus und referiert nicht auf bestimmmte Entitäten
  • Polysynthese: Bildung komplexer Wörter, deren Morpheme nicht frei vorkommen, sondern nur gebunden [in amerikanischen Sprachen zu beobachten]
Bewertung der Sprachtypen nach ihrer Vollkommenheit
Zwischen dem Mangel aller Andeutungen der Kategorieen der Wörter, wie er sich im Chinesischen zeigt, und der wahren Flexion kann es kein mit reiner organisation der Sprachen veträgliches drittes geben. Das einzige dazwischen Denkbare ist als Beugung gebrauchte Zusammensetzung, also beabsichtigte, aber nicht zur Vollkommenheit gediehene Flexion, mehr oder minder mechanische Anfügung, nicht rein organische Anbildung. Dies, nicht immer leicht zu erkennende, Zwitterwesen hat man in neuerer Zeit Agglutination genannt. Diese Art der Anknüpfung von bestimmenden Nebenbegriffen entspringt auf der einen Seite allemal aus Schwäche des innerlich organisirenden Sprachsinnes, oder aus Vernachlässigung der wahren Richtung desselben, [...].

[Humboldt, 1998:238]

Vorzüge der Flexion werden herausgestellt, da sie der Gliederungsnatur der Sprache am besten entspricht, weil sie die grammatische Form ausdrücklicher macht

Aufgaben des Wortes: Bezeichnung des Begriffs; Andeutung der Kategorie, die Wort in der Rede zugewiesen wird

  • Isolation: beschränkt sich auf die erste und übergeht zweite
  • Flexion erfüllt immer beide und bewahrt damit Einheit des Wortes
Verfahren der Flexion kann durch innere Veränderung des Wortes oder durch äußeren Zuwachs gegeben sein
wenn sich Anbildung nicht vollständig verwirklicht, führt äußerer Zuwachs zu mechanischer Anfügung oder Agglutination [grammatische Andeutung wird nicht rein hervorgebracht]

Zusammenfassung

1. Synthese vs. Analyse:

Synthetische Sprachen kennzeichnen die Beziehungen im Satz durch Modifikation des Wortstammes [z.B. mittels Komposition, Reduplikation, Affigierung, Mutierung (u.a. Vokal- und Konsonantenwechsel), Subtraktion]. Analytische Sprachen nutzen dafür primär Hilfswörter anstatt morphologischer Modifikationen. [August Schlegel klassifizierte beide Typen als zur Flexion zugehörig, was im Beispiel durch das Englische veranschaulicht wird: Zwar werden die Kasus mit Präpositionen umschrieben, aber der Plural wird am Wortstamm markiert.]

Bsp.:

Gen. Sg. meines guten Freundes
Dat. Sg. meinem guten Freunde
Akk. Sg. meinen guten Freund
Gen. Pl. meiner guten Freunde
Gen. Sg. of my good friend
Dat.Sg. to my good friend
Akk.Sg. my good friend
Gen.Pl. of my good friends


2. Flexion vs. Isolation:

Entspricht der unter 1. genannten Unterscheidung, wobei in moderner Forschungsliteratur [z.B. Bußmann] der Begriff des isolierenden Sprachbaus synonym zum analytischen verwendet wird und unter synthetischem Sprachbau Flexion und Agglutination subklassifiziert werden. Als Beispiel der Texte Schlegels und Humboldts wird das klassische Chinesisch als isolierende Sprache zitiert, eine reiche Flexion weisen demnach u.a. Sanskrit, Griechisch und Latein auf. Während flektierende Sprachen jedem Muttersprachler einer indogermanischen Sprache bekannt sein dürften [weshalb es hier keines Beispieles bedarf], unterscheiden sich isolierende Sprachen doch erheblich davon. Formal können keine Wortarten unterschieden werden, so dass die Wortstellung eine große Rolle bei der Zuordnung von „Satzgliedern“ spielt. [Erwähnt sei an dieser Stelle noch, dass Typologen nach Humboldt eine noch feiner differenzierte Unterscheidung in stammflektierende bzw. -isolierende und wurzelflektierende bzw. -isolierende Sprachen vorgenommen haben.]

Bsp.:

wo pu pa ta [wörtl.: ich nicht fürchten er] „ich fürchte ihn nicht“
zhen-tou [wörtl: ruhen Kopf] „Kissen“


3. Agglutination vs. Inkorporation:

Agglutinierende Sprachen modifizieren ein Wort mittels Anreihung von Affixen, die idealtypisch monosematisch sind [d.h. einer einzigen Bedeutungskomponente entsprechen]. Die „Anleimung“ kann sowohl präfigierend [Suaheli] als auch suffigierend [Türkisch, Sumerisch, Ungarisch, Finnisch] erfolgen, im Falle von Quechua auch teils infigierend und teils suffigierend. Inkorporierende Sprachen integrieren die Objekte der Handlung, adverbiale Bestimmungen und z.T. sogar die Subjekte in das Prädikat und bilden somit Satzwörter, es gibt keine einzelnen Satzglieder. Dies geschieht u.a. bei den nordamerikanischen Sprachen und der grönländischen Eskimosprache.

Bsp.:

Nom. Sg. dingir „der/ein Gott“
Nom. Pl. dingir-re-ne „die Götter“
Gen.Sg. dingir-ra „des Gottes“


āulisa-ut-iss'aq-siwu-ŋa [wörtl.: Fisch-Werkzeug-Geeignetes-Erlangung-meine] „ich verschaffe mir etwas zu einer Fischschnur Geeignetes“


Literatur

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