Schriftliche Kommunikation

From Glottopedia
Jump to navigation Jump to search

Schriftliche Kommunikation bezeichnet die Nachrichtenübermittlung in Form von geschriebenen Zeichen via eines Mediums, wie etwa Papier oder Monitore wie Handy-, Fernseh- oder PC-Bildschirme. Der Bandbreite über welches Medium oder welchen Kanal diese Zeichen übermittelt werden können, sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Allgemeines

Wichtigster Aspekt der schriftlichen Kommunikation ist das Lesen. Die Fähigkeit zu lesen ist für eine vollständige Integration in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wichtig. Bezüglich des Lesens gibt es jedoch Probleme. Viele Menschen können weder lesen, noch schreiben. In Deutschland konnten 2011 ca. 7,5 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren (Quelle s.u.) einzelne Sätze lesen, jedoch keine zusammenhängenden Texte verstehen. Das bedeutet sie sind funktionale Analphabeten. Lesen stellt andere Anforderungen an den Empfänger einer Nachricht als mündliche Kommunikation.

Unterschiede zwischen schriftlicher und mündlicher Kommunikation

Beim Erlernen einer Fremdsprache reicht ein kleiner Wortschatz von 1500 bis 2000 Wörtern und die Beherrschung der wichtigsten grammatischen Regeln zur Wortbildung und Satzstellung aus, um sich verbal verständlich ausdrücken zu können. Zum Verstehen eines Textes, muss man ungefähr 15.000 Wörter kenne und ein umfassendes Verständnis der Grammatik der jeweiligen Sprache haben. Lesen erfordert somit weitreichendes Wissen und Verständnis einer Sprache. Dabei ist ein zusätzliches Hindernis die fehlende Rückfragemöglichkeit beim Verfasser. In der mündlichen Kommunikation können Rückfragen zu dem Gesagten gestellt und Erklärungen gegeben werden, beim Lesen eines Textes ist dies nicht unmittelbar möglich (es sei denn man befindet sich in einer Chat-Kommunikation o.ä.). Schriftliche Texte sollten idealerweise eine hohe Verständlichkeit besitzen und direkt vom Leser verstanden werden. Ob ein Leser einen Text lesen und verstehen kann, hängt neben den Fähigkeiten und Vorwissen des Lesers, auch von der Formulierungsfähigkeit des Senders ab, u.a. von seiner Ausdrucksfähigkeit.

Hamburger Verständlichkeitsmodell

Um die Verständlichkeit von Texten zu analysieren und zu optimieren, hat eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Obhut von Schulz von Thun das ‚Hamburger Verständlichkeitsmodell‘ entwickelt, in dem sie vier Merkmale der Verständlichkeit festgelegen:

  • Einfachheit
  • Gliederung und Ordnung
  • Kürze und Prägnanz
  • anregende Zusätze

Wenn das Ausmaß dieser vier Merkmale bei einem Text festgestellt werden kann, wird die Verständlichkeit des Textes auf diese Weise gemessen. Das relevante Merkmal ist die Einfachheit. Diese wird erzielt, wenn die Wörter aus dem Basiswortschatz stammen und kurze Sätze ohne Verschachtlungen gebildet werden. Außerdem sollten Fachwörter gemieden oder zumindest erklärt werden und die Sachverhalte anschaulich erläutert. Das Merkmal Gliederung/Ordnung bezieht sich auf den Aufbau des Textes. Hier wird geraten, dass Überschriften verwendet werden, sowie optische Hervorhebungen durch Gliederungspunkte oder ähnliches. Das Merkmal Kürze/Prägnanz rät überflüssige Wiederholungen zu meiden und sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Als Grunsatz kann hier „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ gesehen werden. Um die Motivation des Lesers zu steigern und das Interesse zu erhalten, können anregende Zusätze wie Bilder verwendet werden. Später wurde noch die kognitive Empathie als Basis des Leseverständnisses betont. Der Verfasser eines Textes sollte sich in die Perspektive des Adressaten hineinversetzen, um das Verständlichkeit seines Textes zu erleichtern. Hier ist auch die Frage nach der Zielgruppe, die man adressiert, von hoher Relevanz.

Siehe auch

Text, Textlinguistik, Textverstehen

Literatur

  • Studie - Die Zeit. (2011, März 2). Bildung: 7,5 Millionen Deutsche sind Analphabeten. Die Zeit. Abgerufen von http://www.zeit.de
  • Bodmer, F. (1997). Die Sprachen der Welt. Geschichte - Grammatik - Wortschatz in vergleichender Darstellung (5. Aufl.). Köln: Kiepenheuer & Witsch.
  • Pörksen, B. & Schulz von Thun, F. (2014). Kommunikation als Lebenskunst: Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens. Heidelberg: Carl-Auer-System-Verlag.
  • Schulz von Thun, F. (2007). Miteinander reden: Fragen und Antworten. Hamburg: Rowohlt.