Strategiemodell

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Ein Strategiemodell ist ein komplexes Modell des gezielten Verstehens schriftlicher Texte.

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In dem 1983 von van Dijk & Kintsch beschriebenen Strategiemodell wird die vorher entwickelte Propositionsanalyse (Kintsch & van Dijk 1978) ausgeweitet, ergänzt und differenziert.

Nach van Dijk und Kintsch ist die Verständlichkeit, die Lesbarkeit von Texten nicht nur von den Texten selbst abhängig, sondern ergibt sich aus der Interaktion der Textverwender mit den Texten (Kintsch & van Dijk 1983: 362). Van Dijk und Kintsch betonen die Komplexität der von ihnen beschriebenen Textverstehensstrategie, die sich auf alle sprachlichen Ebenen, auf semantische und syntaktische Aspekte bezieht (11). Ziel der Strategie ist die Konstruktion der Textbasis (11). Substrategien zielen auf das Herstellen der lokalen und der globalen Kohärenz, die mit dem Situationsmodell korrespondiert (11), um das van Dijk & Kintsch ihre früher entwickelte Propositionsanalyse erweitern.

Für das Verstehen eines Textes benötigen die Leser nach van Dijk & Kintsch ein Situationsmodell, das ihnen die Vorstellung einer Situation ermöglicht, in der das Textgeschehen ablaufen könne, in der die im Text vorkommenden Personen, Objekte, Orte, Fakten vorstellbar seien (337). Die Entwicklung des für das Textverständnis notwendigen Situationsmodells ist nach van Dijk & Kintsch nur auf der Grundlage des durch Erfahrungen erworbenen Wissens möglich. Die Rezipienten müssen den Text zu ihren Wissensstrukturen in Beziehung setzen, um das für das Textverstehen notwendige Situationsmodell bereitstellen zu können (Kintsch & van Dijk 1983: 337 ff).

Im Strategiemodell wird eine zyklische Textverarbeitung beschrieben. Einzelne Verarbeitungszyklen können wiederholt und müssen durch Inferieren ergänzt werden.

Komponenten der komplexen Verstehensstrategie sind

  • propositionale Strategien (Kintsch & van Dijk 1983: 109 ff),
  • Strategien der lokalen Kohärenz (149 ff),
  • Makrostrategien (189 ff),
  • schematische Strategien (mit kulturellen und pragmatischen Informationen und solchen des sozialen Kontextes und der Interaktion) zur Bestimmung der Superstrukturen (235 ff),
  • Produktionsstrategien (261 ff) und
  • Strategien für den Gebrauch des Wissens (304 ff).

Siehe auch

Propositionsanalyse, Textbasis, rezeptive Textverarbeitung, inferieren

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur