Textthema

From Glottopedia
Revision as of 20:14, 6 January 2008 by Luo (talk | contribs) (aus Schoenke, Textlinguistik-Glossar)
(diff) ← Older revision | Latest revision (diff) | Newer revision → (diff)
Jump to navigation Jump to search

Ein Textthema ist das Zentrum des Textinhalts in Abhängigkeit von der Textfunktion und entfaltet in einer (textsortenspezifischen) Textstruktur.

Kommentare

Nach Agricola ist das Textthema ein als Konstitutions- (Ableitungs-)Basis für den Text fungierender Grund- und Hauptgedanke und damit ein logischer Bezugspunkt, Ausgang und Ergebnis des Textes (Agricola 1979: 68). Agricola untersucht auch Themenverschiebungen und Themenerweiterungen und unterscheidet deutlich Hauptthemen von Nebenthemen (9 ff).

Kallmeyer und Meyer-Hermann verstehen als Textthema das zentrale Inhaltselement bzw. die Kerninformation [. . .], welche alle semantischen Informationen des Textes bzw. der betreffenden Abschnitte dominiert [. . .] (Kallmeyer & Meyer-Hermann 1980: 254).

  • Das Thema ist einerseits ein semantischer Extrakt, der aus einem konkreten Text durch bestimmte Operationen der Reduktion zu gewinnen ist, und andererseits ein Informationspotential, das einen Erwartungsrahmen schafft, auf den hin einzelne Textbestandteile interpretiert werden und der somit konstitutiv für die Kohärenz ist (264).

Das Textthema ist nach van Dijk eine Makroproposition auf einem bestimmten Abstraktionsniveau, bei expliziter Formulierung ein Themasatz oder ein Themawort (van Dijk 1980: 50).

Nach Brinker ist das Textthema Kern des Textinhalts, wobei der Terminus 'Textinhalt' den auf einen oder mehrere Gegenstände (d. h. Personen, Sachverhalte, Ereignisse, Handlungen, Vorstellungen usw.) bezogenen Gedankengang eines Textes bezeichnet (Brinker 1992 (1985): 51).

  • Das Textthema (als Inhaltskern) ist entweder in einem bestimmten Textsegment (etwa in der Überschrift oder einem bestimmten Satz) realisiert, oder wir müssen es aus dem Textinhalt abstrahieren, und zwar durch das Verfahren der zusammenfassenden (verkürzenden) Paraphrase (Brinker 1992 (1985): 51).

Die Themenformulierung ist textsortenspezifisch vorzunehmen (Brinker 1992 (1985): 54).

Auch Brinker unterscheidet Hauptthema und Nebenthemen eines Textes (52 ff) und erklärt deren Beziehungen zueinander:

  • Nach dem Ableitbarkeitsprinzip ist das Thema eines Textes sein Hauptthema, von dem sich die anderen Themen (die Nebenthemen) ableiten lassen;
  • nach dem Kompatibilitätsprinzip ist das Thema eines Textes, das am besten mit der Textfunktion übereinstimmt (Brinker 1992 (1985): 524).

Das Textthema kann nach Brinker in unterschiedlicher Weise entfaltet werden (Brinker 1992 (1985): 56 ff). Brinker unterscheidet die deskriptive (59 ff), die explikative (64 ff) und die argumentative Themenentfaltung (68 ff).

Siehe auch

thematische Entfaltung, Textinhalt, Makrostruktur, Kohärenz, Textsinn, Texttitel, Gesprächsthema

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur