Drift (de)
Der Begriff Drift taucht zum ersten Mal 1921 in Edward Sapirs Buch Language auf. Er unterscheidet dabei zwischen sozialem und sprachlichem ‘drift’, die beide dem Prozess des Sprachwandels zugrunde liegen, aber voneinander unabhängig stattfinden. Beim sozialen ‘drift’ spalten sich einzelne Gruppen durch räumliche Distanz von einer Sprachpopulation ab. Der sprachliche ‘drift’ lässt durch die Änderung alter sprachlicher Normen neue Dialekte entstehen, die sich immer weiter von der Ursprungssprache absondern. Die Dialekte spalten sich wiederum in weitere Unterdialekte auf. Nach einer gewissen Zeit entstehen dann von einander unabhängige Sprachen. Somit ist Sprachwandel nach Sapir ein zyklischer Prozess.
Jeder ‘drift’ ist außerdem zielgerichtet. Sapir gibt drei Richtungen an, in die sich Sprache bewegt: 1. hin zum Gebrauch von unflektierten Wörtern, 2. hin zur Reduktion der Kasusflexion und 3. hin zur Festlegung der Wortstellung. Laut Jones und Singh wandelt sich Sprache nicht nach universalen Gesetzen, wie es Sapirs Auffassung von ‘drift’ vermuten ließe. Vielmehr folgen Sprachen bestimmten Tendenzen, weshalb die Autoren ‘drift’ „as an umbrella term for certain, possible directions of change“ sehen (Jones und Singh 2005, S. 9). Als Beispiele für solch einen gerichteten Wandel geben sie die Änderung der Wortstellung und die Grammatikalisierung an.
Literatur
- Jones, Mary C. und Ishtla Singh 2005: Exploring language change. London: Routledge.
- Sapir, Edward. 1949: Language. An introduction to the study of speech. London: Hart-Davis.
andere Sprachen
englisch drift