Nominalphrase im Schwedischen
Der Artikel beschreibt die Struktur der Nominalphrase im Schwedischen.
Contents
Allgemeines
Die Nominalphrase im Schwedischen besitzt immer ein Kopfnomen, das durch verschiedene Modifikatoren beschrieben werden kann. Diese können wiederum auch aus Phrasen bestehen. Modifikatoren sind zum Beispiel Substantive, weitere Nominalphrasen, Adjektive, Demonstrativa, Numerale oder Relativsätze.
Die Wortreihenfolge meherer Modifikatoren kann folgenderweise dargestellt werden:[1]
Totalität Demonstrativa Possession Quantität Selektion Vergleich Adjektivattribut Kopfnomen en släkting två unga syskon Olles många konstiga släktingar alla dessa mina vackra saker denna sista dag inga sådana tråkiga filmer
Artikel
Die im Schwedischen angehängten determinierenden Elemente können als morphologischer Bestandteil des Substantives gesehen werden.[2] Aus dieser Sichtweise könnte nur noch das unbestimmte "en/ett" als Artikel bezeichnet werden, mit dem eine NP gebildet werden kann. Dies kann wiederum auch allgemein als Determinativum gelten. So ergeben sich folgende vier Basismöglichkeiten bezüglich eines bestimmten oder unbestimmten Nomen (Genus wird in der Glossierung meist weggelassen):
1. Im unbestimmten Singular kann der Artikel vorangestellt werden:
NP[ART, (k)N]
en bil ein auto.SG ein Auto
2. Für den unbestimmten Plural wird eine Pluralendung angehängt:
N-PL
bil-ar auto-PL Autos
3. Für den bestimmten Singular wird eine Endung für Bestimmtheit im Singular angehängt:
N-DEF
bil-en auto.SG-DEF.SG das Auto
4. Für den bestimmten Plural wird eine Endung für Bestimmtheit im Plural angehängt:
N-PL
bil-arna auto-DEF.PL die Autos
Substantive
1. Eine Möglichkeit das Kopfnomen durch ein einzelnes Substantiv zu beschreiben ist ein Genitivattribut. Das Attribut wird dabei vorangestellt:
NP[N(GEN), (k)N(IDEF)]
Jan-s bok Jan-GEN buch Jans Buch
Nominalphrasen
1. Das Kopfnomen kann aber auch durch eine ganze Nominalphrase beschrieben werden:
NP[NP[DET, ART, (k)N(GEN)], (k)N]
den blå-e bil-en-s dörr-en das blau-SCHWACH.SG auto.SG-DEF.SG-GEN tür.SG-DEF.SG des blauen Autos Tür
Adjektive
Wird der Kopf durch ein Adjektiv als Attribut beschrieben, so gelten verschiedene Regeln bezüglich der Bestimmtheit und Unbestimmtheit des Kopfnomen und dem Einsatz weiterer Determinative. Das Adjektiv wird in jedem Fall dem Kopf direkt vorangestellt.
1. Für eine unbestimmte Form im Singular kann der Artikel vor dem Adjektiv stehen. Das Adjektiv steht in der starken Form:
NP[ART, ADJ(STARK.SG), (k)N(IDEF.SG)]
en stor bok ein groß.STARK.SG buch ein großes Buch
2. Ist das Substantiv unzählbar, so steht es im Singular auch ohne Artikel. Das Adjektiv steht ebenfalls in der starken Form:
NP[ADJ(STARK.SG), (k)N(IDEF.SG)]
vacker-t väder[1] schön-N wetter(N) schönes Wetter
3. Wird im Plural kein Determinativ verwendet, so steht das Kopfnomen im unbestimmten Plural:
NP[ADJ(PL), (k)N(IDEF.PL)]
stor-a böck-er groß-STARK.PL buch/PL.PL große Bücher
4. Werden zusätzliche Determinative (oder Attribute) verwendet, so wird im Singular sowie im Plural unterschieden, ob das Determinativ Teil der "Doppelbestimmung" ist (den, det, de) oder nicht. Bei einer Doppelbestimmung muss das Kopfnomen auch bestimmt sein. In allen Fällen mit einem Determinativ wird jedoch die schwache Form des Adjektivs gebraucht (im Plural unterscheidet sich diese nicht zur starken) und die gesamte NP ist bestimmt:
NP[DET(DOPPEL), ADJ(SCHWACH), (k)N(DEF)]
den stor-a bok-en das groß-STARK.SG buch.SG-DEF.SG das große Buch
NP[DET(POSS), ADJ(SCHWACH), (k)N(IDEF)]
hennes fin-a hus[1] ihr schön-STARK.SG haus.SG ihr schönes Haus
NP[N(GEN), ADJ(SCHWACH), (k)N(IDEF)]
peter-s lång-a resa[1] peter-GEN lang-STARK.SG reise.SG Peters lange Reise
6. Das Adjektiv kann in der schwachen Form aber auch alleine vorangehen. Hier wird gegebenenfalls der bestimmte Artikel gebraucht. So in bestimmten Wendungen:
NP[ADJ(SCHWACH), (k)N(DEF)]
Röd-a kors-et[1] rot-STARK.SG kreuz.SG-DEF.SG das Rote Kreuz
7. Ebenso kann das Adjektiv in der schwachen Form auch ganz alleine mit dem Substantiv stehen:
NP[ADJ(SCHWACH), (k)N(IDEF)]
kär-a barn[1] lieb-SCHWACH.SG kind.SG liebes Kind
Demonstrativa
Die Demonstrativpronomen haben eine besondere Stellung unter den Determinativen. Es ist die sogenannte "Doppelbestimmung" möglich, d.h., ein Substantiv wird durch das Determinativum und zusätzlich durch die DEF-Endung bestimmt. In beiden Fällen ist aber die gesamte NP bestimmt. Oft wird ein demonstrativer und ein determinativer Gebrauch unterschieden.
1. Bei den Determinativen "den" und "den der" ist das DEF-Affix am Substantiv obligatorisch:
NP[DET(DEMONSTR), (k)N(DEF)]
den bok-en dieses.SG buch.SG-DEF.SG dieses Buch det där hus-et dieses.SG haus.SG-DEF.SG
dieses Haus
2. Das Determinativ "denna" kommt ohne das DEF-Affix aus:
NP[DET(DEMONSTR), (k)N(IDEF)]
denna bok dieses buch[SG.IDEF] dieses Buch
3. Im determinativen Gebrauch betont das Determinativ, dass etwas dem Kopfnomen folgt (Relativsatz). Es wird keine Doppeltbestimmung gebraucht:
NP[DET(DETERMIN), (k)N1(IDEF), REL[BEZ, (N1,) VP[V, N2]]]
den turist som gilla-r äventyr[1] der.SG turist.SG BEZ mögen-3SG abenteuer.PL der Tourist, der Abenteuer mag
Numerale
Wird das Kopfnomen durch Numerale beschrieben, so steht es im Plural (außer bei der Zahl "1") und kann sowohl bestimmt, als auch unbestimmt sein. Wird das Kopfnomen auch noch durch ein Adjektiv bestimmt, so steht die Zahl vor dem Adjektiv und gegebenenfalls nach dem Determinativ.
1. Ein gezähltes Kopfnomen hat oft den unbestimmten Plural:
NP[NUM, (k)N]
fem böck-er fünf buch/Pl-PL fünf Bücher
2. Die Zahl "1" verlangt ein Kopfnomen im Singular. Die Zahl richtet sich zudem nach dem Geschlecht des Kopfnomen:
NP[NUM, (k)N]
ett barn eins(N) kind(N).SG ein Kind
Relativsätze
Eine Beschreibung des Kopfnomen kann ebenso durch einen nachgestellten attributiven Relativsatz erfolgen.
1. Das einleitende Bezugswort obligatorisch, wenn es das Subjekt des Nebensatzes ersetzt:
NP[((k)N1, REL[BEZ, (N1,) VP[V, N2]]]
djur-et som äte-r äppl-en tier.SG-DEF.SG BEZ essen-3SG apfel-PL das Tier, welches Äpfel isst
2. Das Bezugswort kann ausgelassen werden, wenn es nur auf das Kopfnomen verweist, dieses aber Objekt des Relativsatzes ist.
NP[(k)N1, REL[(BEZ), N2, VP[V, (N1)]]]
djur-et jägar-en skjute-r tier-DEF.SG jäger-DEF.SG schießen-3SG das Tier, welches der Jäger schießt
3. Anstelle von "som" kann "vilken" verwendet werden. Dieses Bezugswort richtet sich nach Genus und Numerus des Kopfnomens:
NP[((k)N1, REL[BEZ, (N1,) VP[PP, V]]]
ett mynt vilke-t har glid-it ner i en springa[1] ein(N) münze(N).SG BEZ-N.SG AUX rutschen-PTZP hinab in ein spalt eine Münze, welche in einen Spalt gerutscht ist
4. Die relativischen Bezugswörter "vars" und "vilkens" stellen den Bezug zwischen einem Kopfnomen und einem Genitivattribut her, welches aber eine weitere Funktion im Relativsatz übernimmt (z.B. Subjekt, Objekt):
NP[(k)N1, REL[BEZ(GEN), N2, V]]
barn vilk-a-s föräldrar arbeta-r[1] kind.PL BEZ-PL-GEN eltern.PL arbeiten-3PL Kinder, deren Eltern arbeiten
Präpositionalphrasen
Ebenso kann eine Präpositionalphrase die Beschreibung übernehmen. Sie wird nachgestellt.
NP[(k)N, PP[(k)PREP, N]]
bok-en av lärar-nar buch.SG-DEF.SG von lehrer-DEF.PL das Buch von den Lehrern
Referenzen/weiterführende Literatur
- Julien, Marit: Nominal Phrases from a Scandinavian Perspective. Linguistik Aktuell Linguistics Today Vol.87. Amsterdam, Philadelphia: John Benjamins B.V. 2005.