Satzstruktur im Skoltsaamischen

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Der Artikel präsentiert einen Überblick über die Syntax von einfachen und komplexen Sätzen im Skoltsaamischen.

Konstituentenfolge

Vorherrschende Wortfolge

Die vorherrschende Wortfolge im Skoltsaamischen ist umstritten. Laut Miestamo ist die Wortstellung SVO. In „Skolt saami: a typological profile“ [1], wird Moshnikoff (2009) als Quelle für diese Behauptung zitiert [2]. In Moshnikoffs Schulgrammatik (2009) gibt es viele Beispielsätze, bei denen das Verb an zweiter Stelle steht. Wenn man jedoch pragmatisch-neutrale Textdaten analysiert, und dabei Neben-, Frage- und Verneinungssätze missachtet, wird laut Feist überwiegend SOV benutzt.


Feist zitiert zwei Sätze, die diese Wortfolge beweisen; hier ist einer davon:

neezzan suâjjkååutid kuårru
woman.PL.NOM protection.SG.NOM+skirt.PL.ACC sew.PST.3PL  
S O V

the women sewed protective skirts[3]


Auch wenn man Sätze ohne Subjekte oder ohne Objekte betrachtet, kommt das Verb meistens am Ende.

Beispielsatz ohne Subjekt:


nueʹtteeʹl võõrâs kueʹl kšiʹlle
fish.with.seine.net.INSTR fresh fish.SG.ACC catch.PST.4
O V

by fishing with seine net one caught fresh fish[4]


Beispielsatz ohne Objekt:


jääuʹr kâʹlmme
lake.PL.NOM freeze.PRS.3PL
S V

the lakes freeze[5]

Nebensätze

Dies ist auch der Fall für Nebensätze, sowohl finite als auch infinite Nebensätze.

Hier ist ein Beispiel eines infiniten Nebensatzes:

pâi õõlǥi kueʹl poorrâd
just have.to.PST.3SG fish.SG.ACC eat.INF
V FINITE O V NON-FINITE

one just had to eat fish[6]


Laut Feist stützen die obengenannten Beispiele die Behauptung, dass die vorherrschende Wortfolge SOV ist. Er gesteht jedoch ein, dass verschiedene Wortstellungen auch im Skoltsaamischen vorkommen.

In diesem Beispiel stehen die Verben direkt am Anfang und am Ende.

Kaaupše kueʹlid di tieʹǧǧid puk juõʹǩǩe peällõõžži
sell.PST.3PL fish.PL.ACC and then money.PL.ACC all divide.PST.3PL in.half
V O 1 O V NON-FINITE V 2

they sold the fish and then divided all the money in half[7]

Topikalisierung

Es gibt auch Sätze, bei denen das Objekt an der ersten Stelle steht. Dies heißt Topikalisierung und wird benutzt, um das Objekt zu betonen.


Lääʹddǩiõl mon jiõm fiʹtte ni mõõn
Finnish.SG.ACC 1SG.NOM NEG 1SG. understand nothing.SG.ACC
O S V AUX:NEG V CONNEGATIVE

Finnish, I don't understand at all[8]

Hilfsverben und das V2 Prinzip

Die meisten der obengenannten Verben, die am Ende vorkommen, sind Hauptverben. Laut den Beispielen, die vorliegen, scheint es als ob Hilfsverben, anders als Hauptverben, nicht am Ende vorkommen.

kuuskõõzz leʹjje ääld poorrâm
aurora.borealis.PL.NOM be.PST.3PL female.reindeer.SG.ACC eat.PST.PTCP
S V AUX O V LEX

the northern lights had eaten the female reindeer[9]

Dies erinnert an das V2 Prinzip, bei dem das Verb an der zweiten Stelle steht; dieses Prinzip ist bei germanischen Sprachen geläufig. Wenn es zwei Verben gibt, belegt das Hilfsverb die zweite Stelle und das Hauptverb die Endposition. Obwohl es Ähnlichkeiten im Skoltsaamischen gibt, kommen die meisten Hauptverben am Ende vor, und in Nebensätzen belegen Hilfsverben die dritte Stelle.

sij vueʹlǧǧe ǩiččâd tõn pueʹrr jânnam koʹst siʹjjid eeunaž leäi mainstam
3PL.NOM leave.PRS.3PL see.INF DIST.SG.ACC good land.SG.ACC REL.LOC 3PL.ILL spider be.PST.3SG tell.PST.PTCP
OBL S V AUX V LEX

they left to see that good land, which Spider had told them about[10]

Fazit

Die Wortfolge des Skoltsaamischen ist nicht eindeutig, da die grammatikalische Funktion durch den Kasus ermittelt wird. Daher ist die Wortfolge eher unwichtig.

Laut Sammallahti (1998) ist die skoltsaamische Sprache: „Largly free from formal restrictions and guided by pragmatic principles“.

Feist behauptet, dass die vorherrschende Wortfolge SOV ist, während Sammallahti und Miestamo SVO als gegeben voraussetzen. Feist (2010) und Wilbur (2012) erwähnen die eventuelle Beeinflussung durch skandinavischen Sprachen als Metasprachen bei Recherchen , da sie SVO sind. Deshalb ist es möglich, dass skandinavische Sprachen einen Einfluss auf die Wortfolge im Skoltsaamischen haben.

Skoltsaamisch weist manche Aspekte des V2 Prinzips auf, aber nicht so viele wie die meisten germanischen Sprachen.

Quellenverzeichnis

Feist, T. 2010. A Grammar of Skolt Saami. Ph.D. thesis, University of Manchester.

Miestamo, M. 2011. Skolt Saami: a typological profile. In: Journal de la Société Finno-Ougrienne 93. 111–145.

Moshnikoff, S., Moshnikoff, J. & Koponen, E. 2009. Koltansaamen koulukielioppi. Sää´mkv iõl kiõllvuä´ppes vskoou´li vääras. Inari/Aanar: Saamelaiskäräjät/Sää´mte´ǧǧ.

Sammallahti, P. 1998. The Saami languages. Kárášjohka: Davvi Girji.

Wilbur, J. 2012. A Grammar of Pite Saami. Unveröffentlichtes Manuskript.

Zitate

  1. Miestamo, 2011: 129.
  2. Moshnikoff, 2009.
  3. Feist 2010: 279.
  4. Feist 2010: 280.
  5. Feist 2010: 279.
  6. Feist 2010: 281.
  7. Feist 2010: 280.
  8. Feist 2010: 283.
  9. Feist 2010: 284.
  10. Feist 2010: 285.

Siehe auch

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