Kompetenz vs. Performanz

From Glottopedia
Revision as of 19:18, 14 October 2007 by Haspelmath (talk | contribs) (from Linguipedia)
(diff) ← Older revision | Latest revision (diff) | Newer revision → (diff)
Jump to navigation Jump to search

Kompetenz vs. Performanz ist ein theoretisches Konstrukt, das seit Chomsky, Aspects die Idealisierung des Untersuchungsobjekts Sprachfähigkeit (vgl. Sprache (1)) eines Idealen Sprecher-Hörers bezeichnet.

Kommentare

Ein individueller Sprecher einer Muttersprache ist im Rahmen seiner realen Sprachverwendung mehr oder weniger fähig, eine unbegrenzte Anzahl grammatischer Strukturen zu äußern, zu verstehen und unter verschiedenen, für die Konstruktion von Grammatiktheorien relevanten Gesichtspunkten zu beurteilen, z. B. hinsichtlich der Art und des Grades von Akzeptabilität, hinsichtlich der Art und des Geltungsbereichs sprachlicher Bedeutungen oder hinsichtlich möglicher Paraphrasen.

Phänomene, die nicht durch das grammatische System selbst bedingt sind, sondern durch seinen Einsatz im Sprechen, werden der sog. Performanz zugewiesen; zur Diskussion aus psychologischer Perspektive vgl. Barber (2003), zu teilweise modifizierten Auffassungen im Rahmen des Minimalismus vgl. Hauser et al. (2002), Boeckx & Piatelli-Palmarini (2005), Chomsky (2005), Jackendoff (2002; 2005), Pinker & Jackendoff (2005).

Im Gegensatz zu dem Begriff Langue (vs. Parole) bei F. de Saussure, der ein statisches Zeichensystem voraussetzt, bezieht sich der Begriff Kompetenz auf ein dynamisches System, das als eine Menge von Erzeugungsprozeduren aufgefasst wird; Chomsky-Grammatik.

Alternative Ansichten zu der dem Kompetenz-Begriff inhärenten Idealisierung führten u. a. zur Konzeption der Kommunikativen Kompetenz.

Synonym

Sprachfähigkeit vs. Sprachverwendung

Link

Kompetenz vs. Performanz in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik

Literatur

  • A. Barber (Hg.), Epistemology of Language. Oxford 2003, 107–139.
  • C. Boeckx & M. Piatelli-Palmarini, Language as a Natural Object; Linguistics as a Natural Science. LRev 2005.
  • N. Chomsky, Aspects of the Theory of Syntax. 1965 [Dt.: Aspekte der Syntax-Theorie. Übersetzt v. E. Lang. Frankfurt/Main 1968].
  • – Ders., Three Factors in Language Design. LIn 2005/36, 1–22.
  • E. Coseriu, Sprachkompetenz. Tübingen 1988.
  • G. Dresselhaus, Langue/Parole und Kompetenz/Performanz: Zur Klärung der Begriffspaare bei Saussure und Chomsky. Frankfurt/Main 1979.
  • M. D. Hauser et al., The Faculty of Language: What is It, Who has It, and How did It Evolve? Science 2002/298, 1569–1579.
  • R. S. Jackendoff, Foundations of Language. Oxford 2002.
  • – Ders., Language, Culture, Consciousness: Essays on Mental Structure. Cambridge, Mass. 2005.
  • S. Pinker & R. S. Jackendoff, The Faculty of Language: What’s Special About It? Cognition 2005, 1–36.
  • P. M. Postal, The Openness of Natural Languages. Linguistic in the Big Apple (LIBA) 2002.