Difference between revisions of "Thematische Progression"

From Glottopedia
Jump to navigation Jump to search
(aus Schoenke, Textlinguistik-Glossar)
 
 
Line 42: Line 42:
 
===Literatur===
 
===Literatur===
 
*Beneš, Eduard. 1973. Thema-Rhema-Gliederung und Textlinguistik. In ''Studien zur Texttheorie und zur deutschen Grammatik. Festgabe für Hans Glinz zum 60. Geburtstag (= Sprache der Gegenwart 30).'' Sitta, Horst & Brinker, Klaus (Hrsg.), 42-62.
 
*Beneš, Eduard. 1973. Thema-Rhema-Gliederung und Textlinguistik. In ''Studien zur Texttheorie und zur deutschen Grammatik. Festgabe für Hans Glinz zum 60. Geburtstag (= Sprache der Gegenwart 30).'' Sitta, Horst & Brinker, Klaus (Hrsg.), 42-62.
*{{:Brinker 1992}}
+
{{:Brinker 1992}}
 
*[[Daneš, František]]. 1978. Zur linguistischen Analyse der Textstruktur. In ''Textlinguistik (= Wege der Forschung 427).'' Dressler, Wolfgang (Hrsg.), 185-192. (1970 in ''Folia Linguistica IV/70'', 72-78).
 
*[[Daneš, František]]. 1978. Zur linguistischen Analyse der Textstruktur. In ''Textlinguistik (= Wege der Forschung 427).'' Dressler, Wolfgang (Hrsg.), 185-192. (1970 in ''Folia Linguistica IV/70'', 72-78).
 
*Eroms, Hans-Werner. 1986. ''Funktionale Satzperspektive (= Germanistische Arbeitshefte 34).'' Tübingen: Niemeyer.
 
*Eroms, Hans-Werner. 1986. ''Funktionale Satzperspektive (= Germanistische Arbeitshefte 34).'' Tübingen: Niemeyer.

Latest revision as of 16:54, 27 July 2014

Eine thematische Progression ist ein durch die Beziehungen zwischen Satzthemen bedingter thematischer Textaufbau und eine Entwicklung von Satzthema-Sequenzen zu textuellen thematischen Zusammenhängen.

Kommentare

Der textlinguistische Erklärungsansatz der thematischen Progression geht auf die Thema-Rhema-Gliederung als Modell der Satzgliederung zurück. Diese beruht auf der Annahme einer binären Informationsstruktur des Satzes, nach der beide Teile aufeinander bezogen sind.

Thema und Rhema haben in einem Satz komplementäre Mitteilungsfunktion: das Thema enthält das, über das etwas ausgesagt werden soll, es ist die Ausgangsbasis für die neue Information bzw. für das, was spezifiziert werden soll; zumindest ist das durch das Thema Ausgesagte unter den Sprachverwendern unstrittig (Eroms 1986: 13), es stellt den Bezug zum geteilten Wissen her. Das Thema ist fast immer kontextabhängig (abhängig vom sprachlichen Kontext oder auch vom situativen Kontext oder vom Kontext des geteilten Wissens); daher fungieren die Themen von Satzsequenzen auch textkonstituierend (z. B. durch Wiederaufnahme oder durch Einführung eines neuen Themas).

Das Rhema enthält die neue Aussage, die eigentliche Mitteilung, nach Brinker die im Text neue bzw. vorher nicht erwähnte und nicht aus dem Text ableitbare Information (Brinker 1992: 45).

Die Thema-Rhema-Gliederung des Satzes wird oft durch die Wortstellung signalisiert; das Thema steht in vielen Sprachen grundsätzlich, in anderen häufig am Anfang des Satzes. Nach Beneš wird die Thema-Rhema-Gliederung als Organisation und Hierarchie der semantischen Einheiten entsprechend ihrem Mitteilungswert aufgefasst (Beneš 1973: 44).

Unter der Bezeichnung Funktionale Satzperspektive (FSP) ist das Modell der Thema-Rhema-Gliederung besonders in der Prager Schule als Prinzip der kommunikativ-semantischen Gliederung des Satzes weiterentwickelt worden (vgl. Firbas 1964, 1971, 1984).

Daneš überträgt Untersuchungen zur Thema-Rhema-Gliederung bzw. zur Funktionalen Satzperspektive von der Satzebene auf die Ebene des Textes und erklärt den Textaufbau über unterschiedliche Typen der thematischen Progression (Daneš 1978 (1970): 189 ff).

Subtypen

Haupttypen der thematischen Progression sind danach:

  • einfache lineare Progression (elementarster Typ):

das Rhema der ersten Aussage wird Thema der zweiten Aussage, das Rhema der zweiten Aussage wird Thema der dritten usw.

(Beispiel: Herr M. hat drei Söhne. Sie wohnen in Bonn. Diese Stadt . . . );

  • Progression mit durchlaufendem Thema:

bei einer Reihenfolge von Aussagen hat jede das gleiche Thema mit je einem neuen Rhema.

(Beispiel: 'Sein ältester Sohn heißt Uwe. Er ist 27 Jahre alt. Ihm geht es gut. Uwe ist . . . );

  • Progression mit Themen, die von einem Hyperthema abgeleitet sind

(Beispiel: Die Bundesrepublik liegt in Mitteleuropa. Die Bevölerungszahl beträgt . . . Die Bodenfläche . . . Die Wirtschaft der Bundesrepublik . . . );

  • Progression eines gespaltenen Rhemas, bei dem das Rhema in mehrere Themen zerlegt wird

(Beispiel: In B. gibt es zwei Universitäten. Die eine liegt im Zentrum der Stadt; die andere. . . );

  • thematischer Sprung.

Durch Feststellen dieser und weiterer Typen der thematischen Progression (vgl. Beneš 1973) wird der Textaufbau formal-syntaktisch und gleichzeitig semantisch-inhaltlich analysiert. Eine bestimmte geregelte Abfolge der Thema-Rhema-Gliederungen in aufeinanderfolgenden Sätzen unterstützt Kohäsion an der Textoberfläche und fördert Kohärenz (im Sinne eines dem Text zugrundeliegenden Sinnzusammenhangs).

Siehe auch

Textualität, Kohäsion, Wiederaufnahme, Kohärenz, Textsemantik, Textthema, thematische Entfaltung

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur

  • Beneš, Eduard. 1973. Thema-Rhema-Gliederung und Textlinguistik. In Studien zur Texttheorie und zur deutschen Grammatik. Festgabe für Hans Glinz zum 60. Geburtstag (= Sprache der Gegenwart 30). Sitta, Horst & Brinker, Klaus (Hrsg.), 42-62.
  • Brinker, Klaus. 1992. Textlinguistik. Heidelberg: Groos.
  • Daneš, František. 1978. Zur linguistischen Analyse der Textstruktur. In Textlinguistik (= Wege der Forschung 427). Dressler, Wolfgang (Hrsg.), 185-192. (1970 in Folia Linguistica IV/70, 72-78).
  • Eroms, Hans-Werner. 1986. Funktionale Satzperspektive (= Germanistische Arbeitshefte 34). Tübingen: Niemeyer.
  • Firbas, Jan. 1964. On Defining the Theme in Functional Sentence Analysis. In Travaux Linguistiques de Prague 1/64, 267-280.
  • Firbas, Jan. 1971. On the Concept of Communicative Dynamism in the Theory of Functional Sentence Perspective. In Sbornik prací filosofické fakulti brnenské universiti A 19/71, 135-144.
  • Firbas, Jan. 1984. Carriers of Communicative Dynamism. In Prague Studies in English XVIII/84, 63-73.